56. TID Fahrt 2011

DRV-Fahrt im Rahmen der 56. TID

Der DRV bot auch in diesem Jahr eine Wanderfahrt auf der Donau im Rahmen der Tour International Danubien, der Kanufahrt von Ingolstadt bis zum Schwarzen Meer an. Der DRV ist Mitglied der TID-Organisation und kann so leicht solch aufwendige Fahrten organisieren. Die Gesamtfahrt geht ja von Ende Juni bis Anfang September. Einige ältere Herren fahren die ganze Tour mit. Die meisten paddeln oder rudern nur ein Teilstück.

Wir hatten uns dieses Jahr die slowakisch-ungarische Donau und einige Nebenflüsse vorgenommen, so dass am Ende 8 Flüsse und 343k m zu Buche standen.

Ich bin von Regensburg mit dem Bootstransport, der aus Köln kam, mitgefahren. Zu dritt ging es mit einer Übernachtung im Ruderclub Wachau in Dürnstein zu unserem Startpunkt in Mosonmagyarvaros an der Mosoni-Donau. Dort konnten wir beim örtlichen Ruder-und Kanuverein zelten. Auf der TID wird übrigens ausschließlich gezeltet. Im Laufe des Tages trudelten auch die 6 Bahnfahrer ein. Wir waren komplett. 3 Kölner, 4 Jenaer, 1 Kopenhagenerin und ich.

Am ersten Tag ruderten wir die Mosoni-Donau 12 km stromauf. Die Mosoni-Donau ist ein rechter Seitenarm der Donau beginnend hinter Bratislava und führt durch ein riesiges Auwald-Reservat. Sie strömt ganz ordentlich. Durch herabhängende Äste und schrägstehende Bäume gab es viele Engstellen mit noch mehr Strömung. Ich denke, die 12 km waren mehr wert als von uns 13 k m nach Radebeul. Auf der Rückfahrt sind wir noch 2 km in die Leitha (Lajta) gefahren. Sie kommt aus Österreich und mündet in Mosonmagyarvaros.

Auf der Mosoni-DonauBis zur Donau hatten wir noch 90 km zu bewältigen, die wir auf zweieinhalb Tage verteilten. Auf einem kleinen einfachen Campingplatz in Mecsér, der übrigens sehr sauber war, verbrachten wir eine Nacht und fuhren dann weiter bis zum Ruderclub in Györ (Raab). Die Stadt ist sehr schön restauriert mit vielen alten Häusern, großer Fußgängerzone vielen guten Restaurants und einer schnurgeraden 2000-m-Regattastrecke mit 4 Startbahnen. Es herrschte bei den Ruderern und noch mehr bei den Kanuten ein sehr reger Trainingsbetrieb.

Am nächsten Morgen mussten wir uns natürlich die Raab, die mitten in Györ mündet und der Stadt den Namen gab, ansehen und 2km  hinauf rudern. Nach 9 km Mosoni-Donau erreichten wir dann die große Donau am Fluss-km 1794. Bis zur Mündung der Waag (Vah), die aus der Tatra kommt, waren noch 28km zu rudern und 3 km die Waag hinauf. Der TID-Zeltplatz befand sich beim Kanuclub, der auch ein Kanu-Leistungszentrum beheimatet. Die Waag ist auf ihren letzten 30 km annähernd so breit wie unsere Elbe und strömt mindestens so wie die Elbe bei 2m Wasserstand. Wir waren hier übrigens auf der slowakischen  Seite der Donau in Komárno, das mit dem heutigen Komarom auf ungarischer Seite zu k. u. k.-Zeiten die Stadt Komorn bildete.

Wir hatten hier 2 Tage Zeit zum Rudern, Erholen und Besichtigen. Den ersten Tag nutzten wir gleich, um die Waag 23 km aufwärts zu rudern bis zur Mündung der kleinen (Mály) Donau, die in Bratislava abzweigt und die Auen auf der linken Donauseite umfließt. Sie ist auch von Bratislava aus ruderbar. Hier sind wir natürlich auch ein Stück hineingefahren, um unseren 5. Fluss zu rudern.

Auf der Waag

Der nächste Tag war ein Ruhetag, wenn man die Festungsbesichtigung in Komarom bei 35° im Schatten als Erholung bezeichnen will. An dieser Stelle der Donau gab es auf ungarischer Seite 3 Festungen und auf  slowakischer Seite 12 Bastionen um die Stadt verteilt. Sie waren alle zum Schutz vor Türkeneinfällen nach der Belagerung von Wien errichtet worden und sind nie erobert worden. In Komárno ist der Europaplatz sehr interessant. Hier sind aus allen europäischen Nationen typische Häuser errichtet mit Wohnfunktion, Geschäften und Restaurants. Leider ist er noch nicht fertig. Seit meinem ersten Besuch 2002 ist noch nichts hinzugekommen. In Bootshausnähe hatten wir eine schöne ?arda (Fischrestaurant) entdeckt, wo wir uns an den Abenden wunderbar mit Fischgerichten verwöhnen ließen.

Mittlerweile trafen auch die Paddler der TID ein, so dass der Zeltplatz mit ca. 100 Zelten gut belegt war. Das ist aber noch lange nicht die Obergrenze bei der TID. Wir sind ab hier die nächsten Etappen der TID mitgefahren. Die nächste führte uns gleich nach dem slowakischen Šturovo, direkt gegenüber der Basilika von Esztergom. Die beiden Orte wechseln sich jährlich als TID-Gastgeber ab.

Am nächsten Tag war unser Ziel Visegrad am berühmten Donauknie. Ab jetzt waren die Ungarn als Organisatoren gefragt. Eine Burgbesichtigung wurde angeboten. Das TID-Abendessen bestand schon ab Komárno meist aus einer Goulasch-Variation, schließlich befanden wie uns auf der Goulasch-Donau. Die Qualität des Essens war aber wie überall in Ungarn und der Slowakei sehr gut !

Szentendre

Wir waren jetzt schon vor den Toren von Budapest. Vorbei an der Szentendre-Insel sind wir auf der 30km langen Szentendre-Donau gerudert. Im Städtchen Szentendre haben wir erst einmal gut zu Mittag gegessen. Szentendre ist ein berühmter und sehr hübscher Malerort, sehr stark von Touristen frequentiert.  Am Nachmittag erreichten wir den TID-Zeltplatz auf der Obuda-Insel.  Hier erwischte uns nachts schon das 2. schwere Gewitter, und am Morgen am Ruhetag goss es auch in Strömen. Mit einem Sonderschiff erlebten wir erst eine Stadtrundfahrt, die durch den Regen nicht so richtig genossen werden konnte. Nach dem Aussteigen an der Elisabeth-Brücke mussten wir uns erst einmal einen Drogerie-Schirm kaufen. Wir haben dann die Stadt individuell erkundet, da jeder schon in Budapest war. Ich habe mir den Heldenplatz vorgenommen und bin dann durch berühmte Markthalle geschlendert. Sie war ja vor einigen Jahren total abgebrannt und strahlt jetzt wieder in neuem alten Glanz.

Die Stadtdurchfahrt am nächsten Tag war auch durch trübes Wetter etwas abgewertet. Wir sind dann gleich nach 11 km abgebogen und haben die TID für 2 Tage (TID fährt nur Haupt-Donau) verlassen. Mit einer Schleuse ist die Rackeve-Donau abgeriegelt, ein alter Donauarm, der die Csepel-Insel links umfließt. Am Anfang ist noch viel Industrie, auch 2 Rudervereine. Dann wird ein richtig hübsches Flüsschen mit minimalster Strömung daraus. Eigentlich ist es ein langgestreckter See von kleinen Dörfchen mit schönen Häuschen und Datschen umgeben und Hunderten von Anglern. Zum Mittag durften wir in einem ungarischen Olympiastützpunkt für Ruderer und Kanuten sehr gut und sehr preiswert essen. Der Nachmittag brachte bis Rackeve strömenden Regen. Immerhin hatten wir auf diesem Donauarm an diesem Tag 38 km bei stehendem Wasser zu bewältigen. Zum Glück brauchten wir unser Zelt nicht aufbauen sondern wohnten im Schlosshotel von Rackeve. Das Schloss hatte Prinz Eugen bauen lassen. Die Ungarn haben es in den 70iger Jahren restauriert. Das ist heute noch Stand. Das Hotel genügte aber unseren Ansprüchen und die Gastronomie war ausgezeichnet.

Rackeve

Wir hatten nun noch 20 km bis zur Mündung in die Donau zu rudern. Das Wetter war wieder sehr ansprechend und nicht mehr so heiß wie zu Beginn unserer Tour. Vor der Donau war natürlich noch eine Schleuse zu bewältigen. Bei nur 3 Schleusungen pro Tag, mussten wir schon zielgenau rudern, was auch gelang. Die Schleuse ist von einer interessanten Konstruktion, wie ich sie noch nie erlebt habe. Das Obertor dient als Wehr. Wenn keine Schleusung stattfindet, ist das Untertor immer geöffnet. Damit ist der Abfluss regelbar. Bei Schleusung wird das Untertor geschlossen und mit dem Obertor die Befüllung geregelt. Zum Glück sind wir bergab geschleust und mussten nicht erfahren, wie die ca. 10 m hohe Schleusenkammer gefüllt wird.

Nun waren es noch 500 m in die Donau, auf der wir auch gleich die ersten Paddler trafen. Bis Dunaúváros hatten wir noch 9 km, die wir bei bestem Wetter noch richtig genossen. Es waren unsere letzten. Die Donau ist hier schon sehr breit und strömt ordentlich, was uns auf Grund der Breite aber gar nicht so auffiel. Hier kommt die majestätische Weite der Donaulandschaft so richtig zum Tragen und vermittelt auch ein Gefühl von grenzenloser Freiheit, wie es andere Flüsse in unseren Breiten nicht so vermögen.

Donau vor Dunaúváros

In Dunaúváros war die Fahrt für uns leider zu Ende. Die Stadt selbst bietet nichts. Wer Eisenhüttenstadt kennt, versteht, was ich meine. Sie ist zeitgleich zum gleichen Zweck entstanden und hieß auch in den fünfziger Jahren genau so: Stalinvaros (= Stalinstadt)

Für uns hieß es Abschied nehmen von der TID und auch von unseren Kameraden, die mit dem Zug nach Hause reisten. Ich bin wieder mit dem Bootstransport dieses Mal direkt nach Regensburg gefahren. Dort haben wir noch einmal übernachtet und vorher natürlich die deftige Küche des oberen Donauraumes genossen.

Wolfgang Kussatz

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