Die Elbe kennt keine Gnade. Wer hier rudert, lernt früh, dass Kraft und Ausdauer zusammengehören. Kilometer um Kilometer schleifen Wind, Strömung und Training an Charakter und Technik. Genau dieses Dresdner Rüstzeug nahmen fünf junge Ruderer mit nach Račice – dorthin, wo am Wochenende die U23-Europameisterschaften ausgetragen wurden.
Ein Vierer im Schatten der Legenden
Tom Olbrich (Dresdner RV), Johann Svoboda, Carl Sgonina und Franz Rudolph (alle Dresdner RC) – vier junge Männer, alle geprägt vom Dresdner Wasser, vereint in einem Boot. Schon der Start des reinen Dresdner Vierers ohne erinnerte an jene Kapitel, die die Stadt 1968 und 1972 im Rudern weltberühmt machten. Diesmal reichte es im Finale nicht für eine Medaille. Nach zähem Beginn kämpften sich die Dresdner im Schlussspurt noch auf Platz fünf. Gold ging an Rumänien, Silber an Italien, Bronze an Polen. Doch auch ohne Edelmetall stand der Vierer für das, was Dresdens Ruderer seit Jahrzehnten auszeichnet: gemeinsames Kämpfen bis zum letzten Schlag.
Zastrow zwischen Tradition und Zukunft
Ein weiteres Stück Dresden steckte im Männer-Zweier ohne. Lino Zastrow (USV TU Dresden) ruderte mit Julius Kaim (Essen) beherzt auf den vierten Platz – knapp hinter den Booten aus Rumänien, der Türkei und Italien. Noch besser lief es für Zastrow und Olbrich im neu eingeführten Mixed-Achter: Gemeinsam mit ihren Teamkollegen holten sie Silber, nur eine Länge hinter Rumänien.
Trainer Tim Grohmann, Olympiasieger 2012 und Heimtrainer am Bundesstützpunkt Dresden, fasste die EM so zusammen:
„Für den Vierer war es am Ende ein wenig enttäuschend, nach dem starken Vorlauf hatten wir uns mehr erhofft. Im Zweier ohne war die Konkurrenz extrem stark, da ist Platz vier nach kurzer gemeinsamer Zeit eine gute Leistung. Besonders freut mich die Silbermedaille im Mixed-Achter – ein schöner Abschluss für die Athletinnen und Athleten und ein positives Erlebnis, das sie mitnehmen können.“
Junge Dresdner, große Fußstapfen
Kein Gold wie einst bei Olympia 1968 oder 1972, aber die Botschaft ist dieselbe: Dresden bleibt ein Herzschlag des deutschen Ruderns. Ob im Vierer, im Zweier oder im neuen Mixed-Achter – die Elbe hat ihre Athleten wieder weit gebracht.
Die U23-EM von Račice schreibt kein Märchen, aber ein ehrliches Kapitel. Für die jungen Dresdner geht es nun weiter: Franz Rudolph startet ins Studium, Lino Zastrow in die Ausbildung bei der Landespolizei in Leipzig, Carl Sgonina bei der Bundespolizei in Kienbaum, und Tom Olbrich kehrt zurück in die Schulbank. Nach einer trainingsfreien Woche beginnt für alle der neue Alltag auf und neben dem Wasser. Die Saisonvorbereitung ruft – und mit ihr wieder hunderte Kilometer auf der vertrauten Elbe. Denn wie es im Rudern seit jeher heißt: „Im Winter werden die Ruderer gemacht.“
Bilder: meinruderbild.de/Seyb
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