Team SACHSEN goes Coastal

Am kommenden Wochenende wartet Neuland, oder besser gesagt neue Gewässer auf Karl Schulze, Katja Fuhrmann und Victoria Hory bei der Coastal und Beach Sprint Europameisterschaft im französischen La-Seyne-Sur-Mer.

Die drei Sachsen konnten sich durch ihre Erfolge bei den Coastal Regatten in Bremerhaven und Flensburg die Quotenplätze in der deutschen Nationalmannschaft sichern. Während sich Victoria Hory (SC DHfK Leipzig) über den 6 km-Rundkurs mit der internationalen Konkurrenz messen wird, geht es für Karl Schulze (Berliner Ruder-Club/ USV TU Dresden) und Katja Fuhrmann (Laubegaster Ruderverein Dresden) im Einer und Mix-Zweier im Beach Sprint zur Sache.

Das Küstenrudern ist in Deutschland noch eine junge Disziplin, die allerdings zusehends professionalisiert wird. Dabei wartet das Küstenrudern gleich mit mehreren Besonderheiten auf. Für die Chancengleichheit stellen die Veranstalter die Boote. Bei der Langstrecke gilt es auch die Wellen und Strömungen richtig zu navigieren. Die Beach Sprints starten mit einem 60 Meter Sprint zum Boot, dann muss ein 500 Meter Bojenparcours absolviert werden und wieder 60 Meter am Strand ins Ziel gesprintet werden. Alles ein wenig anders als das „normale“ Wettkampfrudern und doch konnten gleich drei Binnenruderer aus Sachsen sich auf nationaler Ebene durchsetzen.

Internationales Comeback und Premiere für Karl Schulze

Für Doppelolympiasieger Karl Schulze ist die Europameisterschaft im Küstenrudern ein internationales Comeback nach Olympia 2021 in Tokio. Gleichzeitig ist die Teilnahme an der Beach Sprint EM für den Dresdner auch eine internationale Premiere. Eigentlich sollte diese letztes Jahr schon stattfinden, doch ein Kreuzbandriss kurz vor der Coastal WM machte dem Bundespolizeikommissar einen Strich durch die Rechnung.

Dank professioneller Reha und akribischem Aufbautraining unter den Augen von Heimtrainer und früherem Trainingspartner Tim Grohmann ist Karl schon 9 Monate nach der Knie-OP wieder fit für internationale Einsätze. „[Bei der letzten Regatta] in Flensburg war schon eine deutliche Steigerung bei mir zu sehen. Zwar fehlt dem Knie noch ein wenig die Stabilität, aber es wird von Tag zu Tag besser“, zeigt sich Karl optimistisch. Was seine Leistung aktuell international wert ist, ist unklar: „Da muss ich mich überraschen lassen. In einigen Ländern wird das Küstenrudern schon länger und auch professioneller betrieben. Zum Beispiel in Italien oder auch bei den Briten. Ein Top-Sechs-Platz ist mein Ziel.“

Für Katja Fuhrmann steht Spaß im Vordergrund

In der Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft ausgebootet, hat Katja Fuhrmann nun doch noch die Chance auf zwei internationale Einsätze. Stützpunkttrainer Tim Grohmann erklärt dazu: „Eigentlich war sie für den Achter vorgesehen, doch der wurde ja dann nicht für die WM nominiert und für den Vierer hat man sie dann auch nicht berücksichtigt, weil andere in der Rangliste vor ihr stehen. Damit war sie für dieses Jahr aussortiert und konnte nur drei offizielle Regatten bestreiten. Das ist einfach zu wenig, um Leute bei der Stange zu halten.“

Das Küstenrudern bietet daher eine willkommene Ablenkung für die Laubegasterin, die 2021 mit dem Achter Bronze bei der U23-WM holte. Gleichzeitig ist es auch eine Möglichkeit für das „normale“ Rudern neue Trainingsimpulse zu setzen. Die 24-Jährige blickt deshalb auch nicht mit Frust auf die WM in Belgrad: „Ich bin ganz zufrieden, wie mein Sommer gelaufen ist und bin auch gespannt, wie sich die U23-Mädels im Achter bei der WM schlagen.“

„Die größten Herausforderungen waren für mich zum einen der Sprint im Sand und dann natürlich das Rudern bei Wellen“, berichtet sie von der Umstellung auf die neue Disziplin. Auch sie kann nicht einschätzen, wie stark die Konkurrenz sein wird. „Ich will einfach Spaß haben“, meint sie.

Victoria Hory hat Küstenrudern im Blut

In der letzten Saison startete Victoria Hory noch im Leichtgewichts-Einer bei der U23-EM in Hazewinkel. Ihr erstes A-Jahr begann vielversprechend mit einem dritten Platz bei der Kaderlangstrecke in Leipzig, doch leider kam sie bei der Kleinbootmeisterschaft nicht über einen 11. Platz hinaus. Somit rückten die Nationalmannschaftsplätze in weite Ferne. Doch das Küstenrudern scheint der gebürtigen Hamburgerin im Blut zu liegen.

Zwar war sie bei der Beach Sprint Qualifikation sowohl in Bremerhaven (15./16. Juli) als auch in Flensburg (19.20. August) jeweils knapp Katja Fuhrmann unterlegen, doch auf dem langen Kanten über 6 km setzte sich die Wahl-Leipzigerin souverän durch. Somit wurde sie vom Deutschen Ruderverband für die Coastal EM nominiert.

Übrigens hätte es auch fast zur WM-Quali im Mixzweier gereicht. Nur 0,9 Sekunden schrammten Franz Werner (Pirnaer Ruderverein) und Victoria am Sieg beim Beach Sprint in Flensburg vorbei, den sich Karl Schulze und Katja Fuhrmann sicherten.

Coastal Rowing EM an der Côte d’Azur

Für die EM im Küstenrudern im französischen La-Seyne-Sur-Mer haben insgesamt 28 Nationen gemeldet. Ab Mittwoch steht für die Ruderinnen und Ruderer der Bootspark zur Verfügung um sich mit Material und Strecke am Strand Les Sablettes vertraut zu machen. Freitag und Samstag finden Vor- und Finalläufe auf der Langstrecke statt. Das Beach-Sprint Team übernimmt die Strandarena ab Samstagmittag mit ihren Time-Trials und den Finalläufen am Sonntag.

Mehr Informationen findet ihr hier: https://www.europeancoastalrowing2023.com/

Coastal Rowing bald olympisch?

Es ist bereits bestätigt, dass die Beach Sprints in das Programm der Olympischen Jugend-Sommerspiele und der Commonwealth Games 2026 aufgenommen werden. Die Entscheidung, ob Coastal Rowing auch in L.A. 2028 olympisch wird, soll in den kommenden 6 Monaten fallen. Wer selbst einmal das Rudern in einem Coastal Boot ausprobieren möchte, kann sich gerne an Henning Schramm und den Görlitzer Ruderclub wenden.

Bilder: speedphotos.de

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